Weiter geht es mit dem zweiten Teil der Serie zur Jungpferdefütterung, die in Zusammenarbeit mit Dr. Christina Fritz von Sanoanimal entstanden ist. In diesem Teil geht es primär um die wichtigste Grundversorgung, nämlich das Heu:
Heuqualität - ein entscheidender Faktor
Die Grundversorgung bei Esmeralda – wie bei jedem anderen Pferd auch – sollte so aussehen, dass sie permanenten Zugang zu Raufutter hat. Heu ist und bleibt das wichtigste Futtermittel für Pferde und muss ständig zur Verfügung stehen. Pferde sind von Natur aus Dauerfresser und machen nur kurze Fresspausen, in denen sie Dösen, Sozialpflege zeigen oder spielen. Daher ist es essentiell, dass sie ständig Zugang zu Heu hat. Das Heu sollte von einwandfreier Qualität sein. Das heißt natürlich frei von Schimmel oder sonstigem mikrobiologischem Befall. Solchen Verderb kann man ganz gut riechen, wenn man die Nase mal in eine Handvoll Heu steckt, das man aus dem Ballen gezogen hat. Wenn es muffig riecht, dann ist es definitiv verdorben. Genaue Auskunft gibt eine mikrobiologische Heuanalyse, die man bei Verdacht machen kann (vor allem wenn man ganze Chargen kauft, sollte man sie ggf. vorher untersuchen lassen). Verschimmeltes Heu ist eine erhebliche Belastung für die Atemwege und kann zu chronischen Problemen wie Allergien gegen Schimmelsporen und damit chronischem Husten führen. Außerdem werden die Mykotoxine, die der Schimmel zum Selbstschutz produziert, über die Darmschleimhaut aufgenommen und müssen über Leber und Nieren wieder entsorgt werden, stellen also eine erhebliche Belastung für die Entgiftungssysteme dar. Außerdem produzieren viele Schimmelpilze antibiotisch wirkende Substanzen, welche die Darmflora des Pferdes empfindlich stören können. Daher also auf eine gute hygienische Qualität des Futters achten, sonst hat ein Winter Schimmelheu oft negative Auswirkungen für mehrere Jahre, in denen man dann versucht, den Stoffwechsel wieder in die Spur zu bringen.
Eiweiss- und Zuckergehalt
Von den Nährwerten her können junge Warmblüter ruhig ein nahrhafteres Heu haben als junges Moppelpony. Hier eignet sich auch ein früher erster Schnitt, der z.B. schon im Mai gemacht wurde oder auch Heu von Wiesen mit einem größeren Bestand an Leistungsgräsern. Genaue Infos über die Nährwerte liefert eine Heuanalyse. Hier sollte man vor allem den Eiweiß- und den Zuckergehalt anschauen. Für Pferde gilt grundsätzlich, dass man Zuckergehalte <10% im Heu haben möchte (bei leichtfuttrigen Kandidaten <6%), das gilt auch für Warmblüter in der Aufzucht. Hohe Zuckergehalte im Heu treiben den Blutzuckerwert nach oben. Wird dieser Blutzucker nicht über Arbeit abgebaut (und so viel Muskelleistung bringt ja ein Pferd in dem Alter noch nicht), dann kann es zu einer Gewöhnung an hohe Blutzuckerwerte und damit das Entstehen einer schleichenden Insulinresistenz kommen. Außerdem muss der viele Zucker, der nicht adäquat in Leistung umgesetzt wird, irgendwie „entsorgt“ werden. Das führt dazu, dass die Pferde (je nach genetischer Prädisposition) vermehrt Fett oder Lymphe einlagern. Sie sehen dann zwar schön rund aus, aber leider ist das eine ungesunde Rundung, weil es keine gesunde Muskelmasse ist. Die Eiweißwerte (Rohprotein) im Heu liegen meist bei 6-9%, das ist soweit in Ordnung. Für einen Warmblüter in der Aufzucht kann man auch Heu mit höheren Rohproteinwerten bis 11% verfüttern, dann muss man aber aufpassen, dass man keine anderen Eiweißlieferanten zufüttert. Hat man in seinem Heu eher niedrige Rohproteinwerte, dann bietet es sich an, etwas Eiweiß zuzufüttern, beispielsweise in Form von Leguminosen, dazu später mehr.
Menge und Darreichungsform
Das Heu sollte immer so angeboten werden, dass die Pferde 24h knabbern können. Bietet man es lose am Boden an, vor allem im Offenstall, hat man meist 50-80% Verlust einzukalkulieren. Je nach Heupreis ist das eindeutig zu viel. Mit Heunetzen kann man den Verlust auf <10% reduzieren, außerdem fliegt weniger Heu auf dem Hof herum und man produziert weniger Mist, weil weniger verschmutztes Heu entsorgt werden muss. Die Maschenweite der Heunetze richtet sich nach dem Geschick des Pferdes und der Qualität des Heus. Als Faustregel gilt: je feiner und blattreicher das Heu, umso enger müssen die Maschen sein. Je grobstängeliger, desto weitere Maschen kann man wählen. Das liegt zum Einen daran, dass feines, blattreiches Heu leichter durch die Maschen gezogen werden kann und zum Anderen daran, dass grobes Heu weniger Nährstoffe enthält, die Pferde also auch mehr davon fressen dürfen über den Tag. Pferde nehmen normalerweise 2-3% ihres Körpergewichts an Heu auf, also 2-3kg je 100kg Körpergewicht. Ein Jungpferd mit 400kg braucht also locker 8-12kg Heu pro Tag. Bei Warmblütern im Wachstum muss man die Menge in der Regel nicht begrenzen, außer wenn das Heu extrem nahrhaft ist. Ansonsten stellen die Pferde sich ganz von alleine auf eine passende Heumenge ein, sofern sie 24h täglich daran knabbern können. Also für die Grundversorgung gilt: Esmeralda muss immer Zugang zu ordentlichem Heu haben, das ist absolut essentiell für ihre Gesundheit und das Wachstum. Erzwungene Heupausen (nach dem Motto: soll sie doch nachts Stroh fressen...) müssen vermieden werden. Ohne das brauchen wir über den Rest der Fütterung gar nicht erst anfangen.
Ausblick und Empfehlung
Im zweiten Teil wird es ausführlich um Pektin- & Lignin-Quellen in der Fütterung und deren Einfluss auf die Darmperistaltik. Des Weiteren wird auch die Mineralversorgung ein Thema sein. Es bleibt also spannend!
Wer jetzt kaum warten kann oder sich allgemein näher mit der Pferdefütterung befassen möchte, dem kann ich sowohl den Blog von Sanoanimal, als auch das Buch "Pferde fit füttern" von Dr. Christina Fritz sehr ans Herz legen.
Das Buch habe ich selbst komplett durchgelesen, ja geradezu verschlungen, und fand es wahnsinnig interessant, sehr fundiert und umfassend. Ich habe mich schon früher viel mit Pferdefütterung befasst, doch das Buch gab mir nochmals ein Hintergrundwissen, von dem ich vorher nur hätte träumen können. Absolute Empfehlung für jeden Pferdebesitzer!
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