Nun kommt auch schon der dritte Teil der Serie zur Jungpferdefütterung, die in Zusammenarbeit mit Dr. Christina Fritz von Sanoanimal entstanden ist. In diesem Teil geht es um verschiedene Arten von Salzlecksteinen und nochmals um das wichtige Thema Mineralfutter. Christina gibt hier viele praktische Tipps, was ein gutes Mineralfutter auszeichnet und hat auch eine konkrete Empfehlung für euch.
Über die Arten von Salzlecksteinen
Ein Salzlecksstein sollte immer zur freien Verfügung stehen. Er liefert dem Organismus NatriumChlorid, das im Gras und Heu in eurer Region immer fehlt (nur Pferde, die direkt an der Küste wohnen, können sich das aus dem Grundfutter ziehen, weil es dort immer einen Eintrag vom Meer über den Wind gibt). Der Bedarf schwankt sehr stark mit den Jahreszeiten, der sonstigen Mineralversorgung und auch individuell von Pferd zu Pferd. Normalerweise gehen die Pferde hier und da immer mal wieder an den Leckstein. Steht Esmeralda durchgehend am Salzleckstein und „frisst“ ihn innerhalb von ein bis drei Tagen auf, dann müssen wir uns den Mineralhaushalt genauer anschauen, dann stimmt etwas nicht. Ansonsten halten Salzlecksteine normalerweise so zwischen ein paar Wochen und ein paar Jahren, je nach dem Bedarf der Pferde im Stall. Es gibt die weißen Siedesalz-Lecksteine oder Natursalzlecksteine, die meist rosa bis grau aussehen. Beide stammen letztlich aus denselben Abbaugebieten und sind Natriumchloridlieferanten. Es ist aber interessant zu beobachten, dass die meisten Pferde Natursalzsteine bevorzugen gegenüber den weißen Siedesalzsteinen. Sie scheinen wohl besser zu schmecken ;-) Die Natursalzsteine bekommt man aus Pakistan („Himalaya-Salz“) oder aus heimischem Abbau („Bergkern“). Was man anbietet, muss letztlich das eigene ökologische Gewissen entscheiden, von den Inhaltsstoffen her sind sie vergleichbar.
Was ein gutes Mineralfutter auszeichnet
Zusätzlich zum Salzstein muss immer ein Mineralfutter angeboten werden, was die übrigen Mineralien ausgleicht. Hier solltest du darauf achten, dass in der Zusammensetzung keine versteckten Zucker enthalten sind (wie Dextrose, Apfeltrester etc.), möglichst keine Stärkelieferanten (z.B. Weizengrießkleie) und nichts, was die Darmflora stört (z.B. Bierhefe). Auch wenn man täglich nur eine kleine Menge gibt, kann das über den langen Zeitraum, über den man das Mineralfutter ja letztlich gibt, negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben, die man vermeiden kann. Der Rohasche-Gehalt sollte über 50% liegen, dann muss der auch nicht mehr bei den Analytischen Bestandteilen und Gehalten ausgewiesen werden (bei Werten unter 50% muss Rohasche deklariert werden). Rohasche beschreibt die Gesamtheit aller Mineralstoffe in dem Futtermittel. Und wenn man ein Mineralfutter gibt, möchte man davon ja besonders viel drin haben. Wenn ich einen Rohasche-Gehalt z.B. von nur 8% habe, dann habe ich 92% Füllmaterial im Trog (meist billige Faser- und Zuckerlieferanten) und eben nur 8% Mineralien. Das ist für ein Mineralfutter nicht wirklich sinnvoll. Außerdem sollten die Mineralstoffe, insbesondere die Spurenelemente, in anorganischer und nicht in organischer Form enthalten sein. Es wird viel geschrieben über „Bioverfügbarkeit“ von organischen Mineralstoffen. Der Begriff ist auf folgendes bezogen: ich füttere ein Mineral in das Pferd rein und messe dann, wie viel ich im Blut nachweisen kann. Der Begriff Bioverfügbarkeit beschreibt also nicht, wie gut das Mineral in den Zellen verwertet werden kann, sondern nur, wie viel vom Darm ins Blut gelangt. Und der Wert ist bei organischen Mineralstoffen immer deutlich höher als bei anorganischen, weil Pferde in der Darmwand einen „Sortierprozess“ für Mineralien haben. Liegen die Mineralstoffe in anorganischer Form vor, dann wird das in der Darmwand von spezialisierten Rezeptoren detektiert und mit den im Körper gespeicherten Mengen abgeglichen. Sind die Speicher voll, wird das Mineral nicht aufgenommen, sondern verbleibt im Darm und wird mit dem Kot ausgeschieden. Wird das Mineral hingegen benötigt, weil die Speicher leer sind, wird es aktiv aus dem Nahrungsbrei aufgenommen und eingelagert. Dieser Mechanismus funktioniert nicht bei organischen Mineralstoffen, also Chelaten. Diese sind an Aminosäuren (also Eiweißbausteine) gekoppelt und werden entsprechend über den Aminosäure-Resorptionsmechanismus aufgenommen. Die Mineralstoffe kommen dabei sozusagen über das Trojanische Pferd Aminosäure in den Körper. Die Leber stellt dann aber fest, dass die aufgenommene Aminosäure „defekt“ ist, weil da ja ein Spurenelement dranklebt, was dort nicht hingehört. Sie baut diese defekte Aminosäure ab und das Spurenelement wird dem Blutstrom mitgegeben, um über die Nieren ausgeschieden zu werden. Daher ist bei organischen Mineralstoffen so viel davon im Blut nachweisbar: Es ist auf dem Weg zur Ausscheidung über die Nieren, stellt also im Zweifelsfall eine erhebliche Belastung für die Ausscheidungssysteme dar. Hat man einen nachgewiesenen Mangel für ein Mineral, z.B. einen Zinkmangel oder einen Kupfermangel, dann ist die Zufütterung als organisches Chelat ja sinnvoll, um die Speicher so schnell wie möglich wieder zu füllen. Bei einem Mineralfutter ist es nicht nur sinnlos, sondern eventuell sogar belastend bis schädlich für das Pferd. Daher immer lieber ein anorganisches Mineralfutter geben und das möglichst kurweise anbieten: also ein paar Wochen geben und dann ein paar Wochen Pause machen. Das simuliert die Versorgung, wie sie auch in der Natur gegeben ist: Phasenweise haben die Pferde von einem Mineral viel im Futter, dann wandert die Herde weiter und es gibt eine Zeit lang wenig, bis die Herde wieder in eine Region kommt, wo viel im Futter enthalten ist. Gibt man Mineralfutter kurweise, dann bleibt die Regulationsfähigkeit des Körpers für diese Mineralspeicher besser erhalten, als wenn die Speicher alle voll sind und jeden Tag noch mehr zugefüttert wird.
Das OKAPI Junior Mineral G
Für Esmeralda würde ich das Junior Mineral G von der Firma OKAPI nehmen. Es ist von der Zusammensetzung her für Jungpferde im Wachstum und Sportpferde konzipiert und enthält neben den Mineralien und Spurenelementen auch die essentiellen Aminosäuren Lysin, Methionin und Threonin, die im Wachstum und für den Muskelaufbau notwendig sind. Dadurch muss man nicht so viel Eiweiß mit sonstigen Futtermitteln geben, sondern hat einen Teil des Bedarfs der limitierenden Aminosäuren schon mit dem Mineralfutter abgedeckt. Es enthält als Trägerstoff Traubenkernmehl, das beim Pferd laut Studien stabilisierend auf das Darmmilieu wirkt und die Regulation des Blutzuckerspiegels unterstützt, also positive Nebeneffekte hat. Da es nicht pelletiert ist, werden nur 2% Melasse für das Granulieren (also „krümelig machen“) eingesetzt, damit die feinpulvrigen Bestandteile des Mineralfutters nicht versehentlich eingeatmet werden. Damit schmeckt das Mineralfutter nicht süß und lecker, sondern einfach nur salzig/mineralisch. Die Folge ist, dass die Pferde das Mineral nur nehmen, wenn sie es auch brauchen. Also nicht mit irgendwelchem Futter „reintricksen“, sondern einfach in eine Plastikschüssel tun und dem Pferd so anbieten. Wenn Esmeralda Mineralbedarf hat, darf sie 2-3 Maulvoll davon nehmen, dann macht man einen Deckel drauf, stellt es wieder weg und bietet es am nächsten Tag wieder an. Wenn sie das Mineralfutter ignoriert, lässt du es mal 2-3 Wochen im Schrank, bevor du es wieder anbietest. Wenn ihre Mineralspeicher voll sind, dann wird sie es nicht fressen. Pferde regulieren ihren Mineralhaushalt genauso wie wir Menschen unseren Salzbedarf: Es gibt Phasen, da haben wir dringend das Bedürfnis nach salzigen Lebensmitteln. Hier meldet der Körper Salzbedarf und ein entsprechender Appetit wird ausgelöst. Dann gibt es wieder Phasen, wo wir überhaupt keine Lust haben auf Salzstangen, Laugengebäck oder gesalzenen Fisch – die Speicher des Körpers mit Salz sind dann gut gefüllt und er hat keinen Bedarf nach zusätzlicher Aufnahme. Genauso gehen die Pferde an den Salzleckstein oder das granulierte Mineral von OKAPI, wenn sie Bedarf haben oder ignorieren beides, wenn die Speicher alle voll sind. Spannend ist dabei, dass man die Mineralqualität seines Grundfutters am Mineralbedarf der Pferde ablesen kann. Hat man sehr mineralarme Heuchargen, gehen die Pferde regelmäßig an das Mineral. Hat man sehr artenreiches Heu mit hohem Mineralgehalt und vielleicht auch noch gute Weiden, auf denen die Pferde sich noch mehr mit Mineralien versorgen können, wird das Mineralfutter manchmal wochenlang ignoriert.
Damit haben wir mal Esmeraldas Grundversorgung gesichert: gutes Heu rund um die Uhr, Stroh und / oder Äste zum Knabbern, Salzleckstein, kurweise Mineralfutter und natürlich Wasser, das immer in guter Qualität zur Verfügung stehen muss (ich gehe mal davon aus, dass das bei dir im Stall gegeben ist). Als nächstes müssen wir uns angucken, was ein Pferd im Wachstum noch zusätzlich benötigt und nicht immer über das Grundfutter abgedeckt ist und wie wir ihren Stoffwechsel gut am Laufen halten trotz der kleinen und artenarmen Flächen für Weiden und Heuwiesen, die wir in den meisten Regionen haben.
Wer jetzt kaum warten kann oder sich allgemein näher mit der Pferdefütterung befassen möchte, dem kann ich sowohl den Blog von Sanoanimal, als auch das Buch "Pferde fit füttern" von Dr. Christina Fritz sehr ans Herz legen.
Das Buch habe ich selbst komplett durchgelesen, ja geradezu verschlungen, und fand es wahnsinnig interessant, sehr fundiert und umfassend. Ich habe mich schon früher viel mit Pferdefütterung befasst, doch das Buch gab mir nochmals ein Hintergrundwissen, von dem ich vorher nur hätte träumen können. Absolute Empfehlung für jeden Pferdebesitzer!
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