Nun kommt auch schon der dritte Teil der Serie zur Jungpferdefütterung, die in Zusammenarbeit mit Dr. Christina Fritz von Sanoanimal entstanden ist. In diesem Teil geht es um das wenig beachtete Thema der Lignin-Quellen, sowie um die Mineralversorgung von Fohlen und Jungpferden:
Lignin- respektive Holzfaserquellen
Neben dem Heu sollte auch immer eine Holzfaserquelle zum Knabbern zur Verfügung stehen, weil Pferde Holz nicht nur für die Regulation ihres Zahnabriebs nutzen, sondern auch, um sich die Peristaltik einzustellen. Dabei gilt: Pektin (junges Weidegras, blattreiches Heu, Obst, Gemüse) beschleunigt die Peristaltik, Lignin (Stroh, Äste, Laub) bremst die Peristaltik. Klassisch wurden Pferde mit Stroh eingestreut, das immer nicht nur Einstreu sondern auch Futtermittel war. Da heute die meisten Ställe nicht mehr mit Stroh einstreuen, muss man eine Lignin-Quelle als Futter zur Verfügung stellen. Das kann in Form eines Strohnetzes geschehen. Haferstroh wird dabei von den meisten Pferden am liebsten gefressen, Weizenstroh ist auch sehr begehrt. Roggenstroh mögen die meisten Pferde gar nicht und Gerstenstroh kann Probleme im Verdauungstrakt machen durch die langen Grannen. Stroh ist leider häufig belastet mit Spritzmitteln wie Halmverkürzern. Bekommt man Stroh in Bioqualität ist das natürlich optimal. Für Stroh gelten dieselben Hygiene-Ansprüche wie beim Heu: Schimmel ist ein no-go. Hier vor allem in regenreichen Sommern aufpassen und bei Bio-Heu, denn da Bio-Flächen nicht mit Herbiziden gespritzt werden, hat man immer noch viele andere (grüne) Pflanzen im Stroh. Deshalb muss Stroh auch auf dem Acker nachgetrocknet und ggf. gewendet werden, um diese Pflanzen zu trocknen. Werden sie gleich nach dem Dreschen mit eingepresst in die Ballen, dann sind sie eine Quelle für Schimmel im Stroh. Dasselbe gilt natürlich, wenn das Getreide zu feucht geerntet wurde und das feuchte Stroh gepresst wird, da kann man den Ballen beim Schimmeln zugucken. Bekommt man kein gutes Stroh, dann können als Alternative auch Äste und Zweige angeboten werden. Nicht ohne Grund wird jeder Busch (außer wenigen nicht-schmackhaften wie Holunder) in kürzester Zeit auf dem Auslauf komplett zu ein paar Strünken reduziert. Wenn im Winter Bäume und Büschen zurück geschnitten werden, kann man die Abschnitte direkt auf den Auslauf schmeißen zum knabbern. Manchmal lassen die Pferde sogar das Heu stehen und gehen lieber Rinden, Laub und Äste knabbern. Wenn im Sommer der Sturm einen Baum umlegt oder ein großer Ast abbricht: nicht verbrennen, sondern verfüttern. Es kann alles an Ästen und Zweigen gefüttert werden, was von nicht-giftigen Bäumen und Büschen stammt. Eine gute Liste dazu, welche Gehölze für Pferde auch zum Pflanzen rund um Stall und Ausläufe geeignet sind, findest du hier: https://www.offenstallkonzepte.com/giftige-baeume/
Nebenbei kann man mit Ästen und Zweigen auf dem Auslauf auch schöne Totholzhecken anlegen, die neben dem Knabberspaß für die Pferde nicht nur ein wichtiger Lebensraum für Insekten, Kleinsäugetiere und Eidechsen sind, sondern auch schön bei der Strukturierung und Bewegungsmaximierung der Pferde helfen können.
Mineralversorgung
Ganz wichtig für Jungpferde im Wachstum ist natürlich die Mineralversorgung. Hier muss man darauf achten, dass es nicht zu viel und nicht zu wenig ist. Man ist als Pferdehalter immer ein bisschen verleitet dazu, eher zu viel zu geben, nach dem Motto „viel hilft viel“ – aber das Gegenteil kann der Fall sein. Füttert man z.B. zu viel Calcium und Phosphor im Wachstum (auch wenn beide im richtigen Verhältnis gegeben werden), kann es zu einem übermäßigen Längenwachstum der Knochen kommen. Das heißt übersetzt, dass die Pferde sehr schnell in die Höhe schießen. Klingt erstmal gut, wenn man ein Warmblut hat, das mal in den großen Sport soll, sorgt aber dafür, dass die Pferde zwar schnell wachsen, aber gleichzeitig ein qualitativ minderwertiges Knochenmaterial bilden, weil der Körper ja nicht dafür gemacht ist, so schnell zu wachsen. Außerdem kommt damit zu schnell zu viel Gewicht auf die Gelenke. Dadurch steigt das Risiko für Gleichbeinlahmheiten, Strahlbeinlahmheiten (besser bekannt als „Hufrolle“), Griffelbeinfrakturen und vor allem OCD in den Gelenken (besser bekannt als „Chips“). Dasselbe gilt für Vitamin A und D in der Fütterung, auch hier muss man gerade bei Jungpferden im Wachstum aufpassen, denn ein „gut gemeint“ ist da schnell das Gegenteil von „gut gemacht“. Bezüglich Vitamine gilt für Jungpferde dasselbe wie für ausgewachsene Pferde: Wenn man sie artgerecht ernährt, also im Sommer auf die Weide stellt und im Winter ein ordentliches Heu füttert, dann muss man sich über Vitaminfütterung keine Gedanken machen. Denn dann können alle Vitamine entweder aus dem Grundfutter (bzw. aus den im Sommer angelegten Speichern) entnommen werden (Vitamine A, B, E) oder sie werden vom Pferd selber produziert (Vitamine C, D) oder sie werden von der Darmflora zur Verfügung gestellt (Vitamine B, K). Problematisch wird die Vitaminversorgung nur immer bei Pferde, die aus Gesundheitsgründen nicht auf die Weide dürfen im Sommer, aber das sollte ja bei Esmeralda nicht der Fall sein. Bleibt also die Mineralversorgung, die sicher gestellt werden muss. Auch hier ziehen Pferde einen großen Teil ihrer Mineralversorgung schon aus dem Grundfutter, also Gras und Heu. Einige Mineralien sind dort jedoch nicht oder nur in geringen Mengen enthalten, beispielsweise Natrium. Und bei einigen kann der Gehalt extrem schwanken, je nach Fläche, Witterung, Erntebedingungen, Bodenwerten etc., das gilt vor allem für wichtige Spurenelemente wie Zink oder Kupfer. Daher sollte man regelmäßig ein Mineralfutter anbieten, welches das komplette Panel an Mineralstoffen enthält, sodass der Organismus sich das rausziehen kann, was er benötigt. Für alle Mineralien gibt es im Körper Speicher, die in Zeiten guter Versorgung gefüllt werden. In Zeiten des Mangels werden sie dann aus den Speichern wieder mobilisiert.
Ausblick und Empfehlung
Im dritten Teil werden die Relevanz von Salzlecksteinen und weitere Hintergrundinformationen zur Mineralversorgung.thematisiert werden. Insbesondere geht es um die wichtige Frage, worauf man denn bei der Wahl eines passenden Mineralfutters achten sollte. Schau also gerne wieder rein!
Wer jetzt kaum warten kann oder sich allgemein näher mit der Pferdefütterung befassen möchte, dem kann ich sowohl den Blog von Sanoanimal, als auch das Buch "Pferde fit füttern" von Dr. Christina Fritz sehr ans Herz legen.
Das Buch habe ich selbst komplett durchgelesen, ja geradezu verschlungen, und fand es wahnsinnig interessant, sehr fundiert und umfassend. Ich habe mich schon früher viel mit Pferdefütterung befasst, doch das Buch gab mir nochmals ein Hintergrundwissen, von dem ich vorher nur hätte träumen können. Absolute Empfehlung für jeden Pferdebesitzer!
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